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Gedicht von Monika Egli-Schärer
zu "Die Wächterin"
Still
sitzt
die Hüterin der Liebe.
Ruft nicht.
Moosumgrünt
ihre Hände im offenen Schoss,
umfangen mein dunkles Herz
mit samtener Kraft.
Wie lang noch die Zeit,
da ihr Lied mir
wie Rätselwort klingt:
„Unverlierbar sind die,
die du liebst.“?
Gedanken von Prof. Wolfgang Schmid, Stuttgart
zu "Die Engelin"
Künstlerisches Denken als solches zeichnet sich von allen Arten und Weisen zu denken durch Ganzheitlichkeit aus. Ganzheitlich bedeutet, dass alle Aspekte des Vorscheins von etwas berücksichtigt werden, und ein Phänomen in seinem Zusammenhang geschaut wird.
Während religiöses, geistes- oder naturwissenschaftliches Denken den Denkenden Gedanken vorgibt, verlangt künstlerisches Denken, sich selbst Gedanken zu machen.
Künstlerische Denken scheint vor allem durch Spielarten des Greifens hervor. Künstlerische Gedanken sind wortwörtlich handgreiflich. Sie vollziehen sich unmittelbar sinnlich vernembar allein durch das Schaffen.
Das künstlerisch ins Werk Gesetzte, versetzt Betrachten in das Wahrnehmen einer schöpferisch offenbaren Welt. Das wird sehr deutlich, sobald man die Webseite der Skulpturen der Künstlerin Annemarie Waibel öffnet.
Eine goldfarbene Skulptur entspringt gleichsam ihrem dunklen Hintergrund. Aber diese Erscheinung verweilt nicht, sondern entschwebt dank ihrer befügelten Arme sogleich in die Höhe.
Der kontemplativ versunkene Blick der nackten Frau wirkt gleichsam als Schutz, weil er den Blick nicht festhält, sondern vielmehr auffordert, der Blickrichtung der engelgleichen Frau zu folgen.
Das Kunstwerk "Die Engelin" thematisiert wortlos das, was die Skulpturen von Annemarie Waibel insgesamt thematisieren:
die Mächtigkeit des Schöpferischen weiblicher Schönheit. Das köperhafte Objekt verflüchtigt sich durch diese Skulptur gleichsam in der Idee schöpferisch kraftvoller Weiblichkeit.
Als Kunstwerk verweist die Skulptur zurück auf die Künstlerin als dessen Urspung. Der Spruch, dass ein Werk den Meister lobe, verdeutlicht, dass erst das Werk die es Schaffende als Künstlerin hervorscheinen lässt.
Die gen Himmel schwebende Figur lässt keinen Zweifel daran, was sie zu offenbaren beabsichtigt. Die hier ins Werk gesetzte Wahrheit offenbart sich in Platons Sinn als Idee. Die Betrachtung träumt sich in den Flug des engelgleichen Wesens hinein und verlässt mit ihm die Physis des Bildhauerischen hinein in das Metaphysische des künstlerisch Angedeutetem.
Das ist kein leichter Weg. Die Schwere der Flügel droht die sanfte Gestalt niederzuhalten. Die Überwindung der Schwerkraft verdankt sich ihrem starken Willen, die Enge erdenhafter Existenz zu überwinden.
Fast erscheint es so, als ob eine Vision den goldfarbenen Engel trägt.